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Der US-Batteriehersteller Lyten kauft nach eigenen Angaben die verbleibenden Vermögenswerte seines insolventen schwedischen Rivalen Northvolt in Deutschland und Schweden. Dieser Kauf beinhalte die im Bau befindliche Fabrik Northvolt Drei im schleswig-holsteinischen Heide sowie in Schweden die Hauptfertigungsstätte in Skelleftea und die Forschungs- und Entwicklungseinrichtung in Västeras, erklärte Lyten am Donnerstag. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einer "sehr erfreulichen Nachricht".
Lyten erwirbt nach eigenen Angaben auch alle verbleibenden geistigen Eigentumsrechte von Northvolt. Angaben zu den finanziellen Bedingungen des Kaufes machte der Konzern nicht. "Diese neu erworbenen Vermögenswerte wurden mit Kapitalinvestitionen in Höhe von über fünf Milliarden US-Dollar entwickelt" und beinhalteten "16 Gigawattstunden an operativer Batterieproduktionskapazität und über 15 Gigawattstunden im Bau", erklärte Lyten.
Das Unternehmen gab an, einen "bedeutenden" Anteil der entlassenen Mitarbeitenden wieder einstellen zu wollen. Die Produktion in Skelleftea und Västeras werde wieder starten, sobald die Transaktion abgeschlossen sei.
Northvolt hatte im März in Schweden Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen hatte bereits im September eine harte Umstrukturierung eingeleitet. Northvolt strich ein Viertel der Stellen und erklärte, sich auf seine Hauptproduktionsstätte in Nordschweden zu konzentrieren. Im November beantragte Northvolt ein Sanierungsverfahren unter US-Gläubigerschutz, das jedoch scheiterte.
Das Unternehmen galt lange als großer Hoffnungsträger im europäischen Bemühen, technologisch im Bereich der Batterien für Elektroautos gegenüber China aufzuholen. Doch Northvolt häufte Schuldenberge an, kämpfte mit einer schwachen Nachfrage und Produktionsverzögerungen.
Das Projekt in Heide wurde im März 2022 bekanntgegeben, im März 2024 wurde der erste Spatenstich gesetzt. Davor hatte Northvolt lange mit staatlichen Stellen verhandelt, um möglichst hohe Zuschüsse zu erhalten. Ausbezahlt wurde von der staatlichen Förderbank KfW ein Kredit in Höhe von 600 Millionen Euro, für den je zur Hälfte der Bund und das Land Schleswig-Holstein bürgten.
Mit den am Donnerstag geschlossenen Vorverträgen für den geplanten Erwerb "sind auch wichtige Weichen für den Standort von Northvolt Drei in Heide gestellt worden", erklärte Ministerpräsident Günther. Bis zum endgültigen Abschluss müssten "allerdings noch einige Hürden genommen" werden. So müssten sich Bund und KfW "auf einen Realisationsrahmen der deutschen Aktivitäten" rund um das Projekt in Heide einigen.
Lyten hatte bereits mehrere Vermögenswerte von Northvolt erstanden, darunter eine Batterieherstellung in Kalifornien. Im Juli kündigte das Unternehmen den Kauf der polnischen Northvolt-Anlage an. Auch bekundete Lyten Interesse an der Übernahme der Fabrik Northvolt Six im kanadischen Québec.
G.Kucera--TPP