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Sechs Monate nach dem tödlichen Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Serbien haben im Rahmen der dadurch ausgelösten Protestwelle erstmals die größten Gewerkschaften des Landes gemeinsam mit Studenten gegen die Regierung demonstriert. Zum Tag der Arbeit gingen am Donnerstag mehrere tausend Menschen in der Hauptstadt Belgrad und in Novi Sad, wo sich der Vorfall ereignet hatte, auf die Straße. Einige schwenkten serbische Flaggen, andere die von Gewerkschaften.
In Belgrad versammelten sich die Protestteilnehmer vor dem Regierungsgebäude in der Hauptstadt. "Wir sind hier, um für die Arbeiter zu kämpfen und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu erreichen", sagte die Ökonomin Milica Petrovic. "Ich habe von Anfang verfolgt, was die Studenten tun, und ich unterstütze sie. Es ist wichtig, dass Studenten und Arbeiter gemeinsam handeln und für eine bessere Zukunft kämpfen."
Mit der gemeinsamen Veranstaltung gehe der "Kampf (...) in eine neue Phase" über, schrieb die Studenten-Protestbewegung im Vorfeld im Onlinedienst Instagram.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Sloga sprach am Vortag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von einem historischen Moment. In seiner 20-jährigen Gewerkschaftstätigkeit sei es "nie geschehen, dass diese fünf Gewerkschaften gemeinsam an einer Demonstration teilgenommen haben - oder auch nur in einem Raum gemeinsam an etwas gearbeitet haben". In Serbien sind rund 500.000 der 2,36 Arbeitnehmer des Landes gewerkschaftlich organisiert.
Am Donnerstag versammelten sich auch Demonstranten vor dem Bahnhof von Novi Sad. Um 11.52 Uhr - dem Zeitpunkt des Unglücks - gedachten sie der Opfer des Einsturzes des Bahnhofsvordachs, wie die Nachrichtenagentur Beta berichtete.
Das Unglück am 1. November 2024 mit 16 Toten hatte die Proteste in Serbien ausgelöst. War es zunächst um die Aufklärung der Unglücksursache gegangen, richten sich die nahezu täglichen Massenproteste mittlerweile gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic und die verbreitete Korruption im Land.
N.Simek--TPP