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Ultraorthodoxe Juden haben erneut gegen das Ende einer Ausnahme von der Wehrpflicht in Israel protestiert. "Die Behörden werden einem vereinten globalen ultraorthodoxen Judentum gegenüberstehen, das um seine Seele kämpft", sagte der Rabbi Dov Landau am Donnerstag der ultraorthodoxen Zeitung "Jated Neeman". In Jerusalem löste die israelische Polizei eine Demonstration ultraorthodoxer Juden mit Wasserwerfern auf, berichteten AFP-Reporter vor Ort.
Bei einer nicht genehmigten Demonstration nahe der Stadt Bnei Brak im Zentrum Israels nahm die Polizei nach eigenen Angaben drei Menschen fest. Ihnen wird vorgeworfen, Polizeibeamte angegriffen zu haben.
Die israelischen Behörden hatten Anfang der Woche zwei Brüder verhaftet, die den Wehrdienst verweigert hatten. Beide waren strengreligiöse Männer, die sich in einer sogenannten Jeschiwa-Schule in Vollzeit dem Studium der heiligen Schriften widmeten. Männer wie sie waren in Israel jahrzehntelang vom Armeedienst befreit, die Ausnahmeregelung war im vergangenen Jahr aber ausgelaufen.
Israels Regierung scheiterte bislang damit, eine neue Ausnahmeregelung zu verabschieden. Im Streit über die Wehrpflicht hatte Mitte Juli die religiöse Partei Vereinigtes Thora-Judentum (VTJ) die Regierung von Benjamin Netanjahu verlassen, der seitdem nur noch über die kleinstmögliche Mehrheit von 61 Sitzen im Parlament verfügt.
Der Militärdienst ist in Israel verpflichtend. Männer müssen 32 Monate in der Armee dienen, Frauen werden für zwei Jahre einberufen. In einem historischen Urteil hatte der Oberste Gerichtshof im Juni 2024 auch die Einberufung ultraorthodoxer jüdischer Männer zum Wehrdienst angeordnet, nachdem die Ausnahmeregelung ausgelaufen waren.
Nach dem Beginn des Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen vor mehr als anderthalb Jahren erhielt die Debatte eine neue Dringlichkeit. Zuletzt hatten sich auch immer mehr Mitglieder der Regierungskoalition dafür ausgesprochen, ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einzuziehen.
Laut der israelischen Statistikbehörde zählen etwa 14 Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels zu den Ultraorthodoxen, den sogenannten Haredim. Das sind fast 1,3 Millionen Menschen - rund 66.000 von ihnen Männer, die zum Wehrdienst eingezogen werden könnten. Sie halten sich an eine strenge Auslegung der jüdischen Tradition und leben in Israel und anderswo weitgehend in abgeschotteten Gemeinschaften.
G.Turek--TPP